Unser Land Testo
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Testo Unser Land
Ob ich es liebe, weiß ich nicht. Ich lebe hier und lebe gern, schon weil die anderen Vaterländer auch bloß Vaterländer sind. Die sind trotz allem ziemlich fremd und sind trotz allem ziemlich fern, und ? weil geschrien hab ich hier in diesem Land nicht nur als Kind;
hineingeschrien in dieses Land wo alles lautlos funktioniert, die Überwachung und Verwaltung, Todesschuß und Zugverkehr und wo das Schreien aus Beton und aus Baracken nicht mehr stört, und wo auch alles seinen Preis hat und der Preis steigt immer mehr. Und wo die alten Herren neu in alter Phalanx aufgestellt, mit neuen alten Herren laut nach alten neuen Märkten schrein, von ihrem Großkotz Deutschland zwischen Maas und Memel, Etsch und Belt, ist ihnen bloß der Rest geblieben, zwischen Elbe, Alpen, Rhein.
Dies Land ist unser Land ?
So wie es ist, so wie es kommt, so wie es war.
Dies Land ist unser Land
und wie es kommt, so ist es nicht, wie es mal war. Der ist in einem Tag durchfahren, dieser abgebhiebene Rest. Ich fahre gern durch diese schwarz-rot-goldene zweite Republik. Und abgebhieben ist ja nicht nur dieser Haufen alter Mist, im Schwarz der Pfaffen, Gold der Händler, gibt?s das rote Fahnenstück. Und gibt die lauten bunten Plätze und den Wind vom Wattenmeer, und diese Brücken über die man immer weiter fahren will und tausend Tauben Sonntag morgens überm schlafenden Revier, da ist Amerika noch weit, und manchmal ist es blond und still. Und hier verstehe ich die Sprüche und den falschen Zungenschlag und spür im Bauch den Arbeitsrhythmus, hör den Sound der darauf klingt. Ja ? und hier kenn ich die Gerüche zwischen Mitternacht und Tag aus diesem Land sind meine Lieder, die der Rundfunk nicht mehr bringt.
Dies Land ist unser Land ?
so wie es ist, so wie es kommt, so wie es war. Dies Land ist unser Land, und wie es kommt, so ist es nicht wie es mal war.
Noch spricht man Völkermörder frei und neue Nazis wachsen nach und die Chemiekonzeme heizen weiter für ein nächstes Mal. Und gibt Millionen ohne Arbeit, Millionäre gibt es noch, noch sterben Flüsse, zieht der gelbe, grüne Qualm durchs Gonsbachtal. Aber auch hier kämpfen Genossen, haben dabei sogar Spaß ?
so ganz allein ist man ja nicht in dieser Welt und auch nicht hier, obwohl der Spaltpilz stinkt und wuchert, aber der wächst ja auch bloß, wo schon der Boden ziemlich brüchig ist und sauer manches Bier. So wie es ist, ist es geworden, eben deshalb ändert?s sich, in diesem Land; ist schon viel reif trotz alledem ist es noch weit, und muß verschiedenes passieren ? paar Reformen tun es nicht ?
wenn unsere Enkel singen sollen: Kein schöner Land in dieser Zeit.
Dies Land ist unser Land ? so wie es ist, so wie es kommt, so wie es war. Dies Land ist unser Land, und wie es kommt, so ist es nicht wie es mal war.
Ob er dies Land liebt, Rudi Schulte? Der verzieht nur sein Gesicht
so wie er macht, wenn einer labert und von übermorgen spinnt. Zum Beispiel Jubeln oder Klatschen ? so was macht er sicher nicht wenn FC Bayern gegen Jena 1:0 beim Spiel gewinnt.
Nein ? sehr viel Liebes hat dies Land ihm all die Jahre nicht verschafft So 33 im KZ und daran starb er sogar fast
und 44 war er nochmal in Gestapo-Einzelhaft und 55 saß er dann in Konrad Adenauer?s Knast und 66 die Verhöre, und der Unfall, Atemnot
und ohne Arbeit und die Schatten, wenn er nachts nicht schlafen kann, und 77 haben seine Enkel ein Berufsverbot
doch 88 ? lacht er leise ? gilt das noch genauso, Mann:
Dies Land ist unser Land ?
so wie es ist, so wie es kommt, so wie es war. Dies Land ist unser Land, und wie es kommt, so ist es nicht wie es mal war
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