Notar Bolamus Testo
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Testo Notar Bolamus
Die zwischen den Zeilen
Widerstand leisteten,
damals,
die sich zurückzogen
in das Reich Beethovens,
damals,
und dann wieder herauskamen
und immer noch schreiben,
die heben jetzt mahnend die Stimme:
Maßhalten, sagen sie, maßhalten,
ihr Polizisten,
maßhalzen, ihr Studenten,
maßhalten,
ihr Exploiteure und Gouverneure,
maßhalten,
ihr Arbeiter, Chinesen und Neger,
maßhalten, ihr Mörder, maßhalten, ihr Opfer. Der alte Notar Bolamus,
der muss weit über neunzig sein, macht täglich noch einen Spaziergang, trinkt sonntags ein Schöppchen Wein,
liest immer noch ohne Brille
die Zeitung, die er seit jeher las, aber nur noch die Todesanzeigen, und er hat dabei seinen Spaß. Er kichert und kratzt sich in Greisenlust zwischen den Zehen. "Zu leben", sagt er, das muss man eben verstehen." Der alte Notar Bolamus, der hat das richtige Rezept, wie man so alt wie er wird und immer noch weiterlebt. Und erzählt ´s am Stammtisch auch jedem, der´s hören will. "Das ist es", sagt er, "alles ganz einfach mit Maß und mit Ziel. Und niemals, Verehrtester, irgendwas übertreiben. Dann wird jedes Organ und alles in Ordnung bleiben." Der alte Notar Bolamus hat so gelebt, wie er sagt.
Hat ein bißchen geraucht und getrunken,
ein bißchen an allem genascht, einbißchen an allem genagt,
ein bißchen geschafft, ein bißchen gezeugt,
ein bißchen Vermögen gemacht.
Und manchmal ist er am Morgen sogar
ein bißchen erschrocken erwacht.
Ja, der alte Notar Bolamus
hat nie etwas übertrieben.
Und darum ist er auch bis heute
so gesund geblieben.
Der alte Notar Bolamus hat sich gut durch die Zeit gebracht, weil: er war immer ein bisschen dafür und immer ein bisschen dagegen, und er gab immer acht. "Nur Auschwitz", sagt er, "das war ein bisschen zu viel." Und er zitiert seinen Wahlspruch: "Alles mit Maß und mit Ziel." Ja, sein Urteil war immer sehr abgewogen. Und darum ist er auch bis heute um nichts betrogen. Der alte Notar Bolamus muss weit über neunzig sein, macht täglich noch seinen Spaziergang, trinkt sonntags sein Schöpfchen Wein. Und jetzt nehmen wir mal an, er kommt einmal dann doch zu dem, den er Herrgott nennt, eine Mischung aus Christkind und Goethe und Landgerichtspräsident. Und dieser, der täte ihn schließlich dann auch noch belohnen. Mal ehrlich, Kumpanen, wer von uns möchte da wohnen?
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