Nocturn Testo
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Testo Nocturn
Und wenn in den tausendwabigen Türmen, den Reihenhauskolonien und Blocks die müdetrainierten Dauerlaufhelden in schnarchenen Zügen vom Lebensglück träumen, und wenn
in den arkadischen Villengefilden, bewacht von elektronischen Spinnen, zu den Schäferspielen der Gymnasiasten die Death-Metal-Band Orkanstürme losläßt, und wenn
in den Sammellagern der Außenbezirke die Flüchtlinge in das Dunkel horchen um weiterzufliehen, weil lauter und lauter der Sieg versprochen, Heil angedroht wird, und wenn
die Crash-Kids vom Bahnhof längst bei ihren Lovern im seidenen Kissen Kopfschüsse probieren, die Autostrich-Huren am Fischmarkt bekiffte, betrunkene Freier und Freifraun verarzten, und wenn
im Mondlicht zwischen den Bankkathedralen auf dem Disneyland-Pflaster der Fußgängerzone, das silbern - wie naß von Roßpisse - schimmert, das letzte Discopaar noch einen Tanz tanzt, dann
werden auf dem Platz hinterm Stadion, wo die abgewrackten Container lagern, die Litaneien der Nocturn gebetet,
der, der sich der neue Wacholderpapst nennt, betet vor.
Gepriesen werden
die klirrenden Flammen und dröhnenden Schwaden, das brandige Trommeln und rauchende Knistern, die Engel in jener Stadt der Teufel, die Teufel in jener Stadt der Engel, wie die
mit Baseball-Schlägern und Fahrrad-Ketten und Morgensternen und Molotow-Cocktails Vitrinen zertrümmern, Autos zerdeppern, durch splitterndes Glas in die Kauftempel stürmen, wie sie
Hosen zerfetzen und Stiefel zerreissen, in Nerzmäntel Delikatessen schmieren, mit Big-Macs klütern, Perlen schmeissen, mit Brautkleidern und Krokodilleder-Taschen behängt,
und Schlüpfern auf Köpfen und Hartgummi-Schwänzen auf Nasen gestülpt, alte Tänze tanzen, den Todeswalzer vergangener Tage, den Lebens-Blues der kommenden Nächte, oh yeah
Domine exaudi nos,
Domine exaudi nos,
Domine exaudi nos,
Domine audi nos.
So respondieren die Lagergenossen und auch paar Piraten und City-Marder und auch paar Standard-Boys and -Girls, die wissen wollen, was sonst uns noch blüht, o yeah.
Zuweilen kommen auch paar noch von früher, die Unbelehrbaren, die immer noch träumen, mit Spott und Trauer und Wermut-Tränen, dem Morgenrot überm Hafen entgegen, o yeah.
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