Go East Testo
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Testo Go East
Maria Kaminsky, Berufsname Sandra,
verkauft worden war sie nach Rotterdam
für beinah so viel wie ein Fußballprofi,
denn schön war sie sehr und sie schaffte schön an.
In Rotterdam ist sie nicht angekommen,
weil nachts im tiefen Münsterland
ein Trecker von links ohne Licht, der rammte
den Jaguar, in dem hinten sich Sandra befand.
Albaner Hans, der Kurier, ihr Beschützer,
hat einmal noch in den Urknall gebrüllt.
Kopf verrutscht und Genick gebrochen,
lag er dann da, in den Airbag geknüllt.
Sandra, voll Blut, hat um Hilfe geschrien.
Der Trecker drehte, verschwand in der Nacht,
Sie konnte noch aus dem Wagen kriechen,
griff den Geldkoffer, hat sich davongemacht.
Durch Regen und Schlamm über Feld und Acker
bis in die Scheune bei dem Gehöft
von Ruprecht van Beeken, dem Agronomen,
der sie da fand, weil sein Hund hat gekläfft.
Ruprecht van Beeken war meistens betrunken;
Bei einem Crash vor zwei Jahren genau
waren seine beiden Kinder verendet
und völlig zerquetscht worden war seine Frau.
Seitdem ließ er alles verkommen. Er war
verwildert, hieß es, und geistig verwirrt.
So hat er sich über die blutig-verdreckte
Sandra, die er dann mitnahm, geirrt.
?Marie", sagte er, ?meine Frau, ich wusste,
dass du nicht wirklich gestorben bist.
Wo seid ihr bloß so lange geblieben.
Ich habe dich so, und die Kinder, vermisst."
Wo seid ihr bloß so lange geblieben.
Ich habe dich so, und die Kinder, vermisst."
?Die Kinder, die sind im Himmel geblieben.
Als Engel schauen die von oben uns an",
erzählte Sandra, die schnell kapierte,
was los war. Sie hatte auch einen Plan.
Die Männer, die sie verkauft hatten, würden
sie suchen, vor allem den Koffer mit Geld.
In Rotterdam sollte das gewaschen werden.
Fast zwei Millionen hatte sie gezählt.
Sie dachte, den Daimler vom Hof zu nehmen
und losfahren eines Nachts, und allein,
nach Polen, wo ihre Leute lebten.
Sowieso sollte dort mal ihr Ruhesitz sein.
Trotzdem hat sie Ruprecht dann mitgenommen:
Ein Agronom, der kam ihr ganz recht
für das. was sie vorhatte, und außerdem
liebte er sie, und gor nicht mal schlecht.
Sandra und Ruprecht von Beeken, die kamen
schließlich in Dobrotzien an.
?Gutentag" hieß der Ort früher in Schlesien.
Die Kaminskys feierten Maria und ihren Mann.
Ein vergammelndes Gut am Fluss in der Nähe
wurde gekauft und renoviert.
Und viele Pferde, und Ruprecht und Sandra
haben Gestüt und Hof geführt.
Sie lebten in Frieden. Sie wurde schwanger.
Doch vor der Geburt, eines Tages im Mai,
fuhr ein Jaguar auf den Hof mit drei Männern.
Der Bruder von Albaner Hans war dabei.
Die verlangten das Geld und noch dreihundert Mille,
und dann wäre Sandra auch wieder frei.
?In drei Wochen", sagten sie, ?kommen wir wieder
und dann ist die Kohle da oder - Good Bye."
Natürlich sind die dann wiedergekommen.
Doch dieses Mal ging das allerdings nur
mit der Fähre über den Fluss, denn die Brücke,
die war gesperrt wegen Reparatur.
Sieben Kaminskys waren auf der Föhre,
die wurde von Sandras Bruder geführt.
Der Jaguar fiel in den Fluss, die Insassen
ertranken und wurden nicht mehr aufgespürt.
Es gab eine lange Kaminsky-Feier:
Viel Wodka, und alle waren gut drauf,
bis jemand sagte: ?Das sind noch mehr, und alles
Deutsche, die kommen und kaufen Schlesien auf,
dann haben wir sie nebenan, die Gangster."
?Was wird", sagte Sandra, ?ist unbekannt.
Doch wer kommt schon, wenn wir es nicht wollen,
über den Fluss und auf unser Land."
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