Fro Welt Testo

Testo Fro Welt

1. Fro welt ir sint gar hüpsch und schoen und ewer lon für nichte gar liebi wort und suess gedoen als ierr da ist kain schlichte Wer sich mit dir bekümbern tuot der ist zwar in ain iergang komen und geit am jungsten boesen muot das han ich sicher wol vernomen ?Frau Welt, ihr seid besonders hübsch und schön und doch hat euer Schatz keinen Wert. Besonders liebe Wörter und süße Töne ebenso ein Irrtum, das ist keine Aufrichtigkeit. Wer sich mit dir einläßt, der ist wahrlich auf einem Irrweg und gierig nach den neusten Versuchungen dies habe ich ganz sicher erfahren." 2. Lieber gesell wes zeichst du mich ich han dir dikch doch muot gegeben das du mich hast so gar vernicht du solt mit froeden mit mir leben Lass vogelli sorgen und gang zuo mir und spring mit froeden an den tantz das wil ich sicher raten dir setz auff dein haupt ain rosen krantz ?Lieber Freund, wessen bezichtigst du mich, ich habe dir doch reichlich Frohmut gegeben. Du hast mich gänzlich vernichtet, dabei sollst du in Freude mit mir leben. Laß die Vögel Sorge tragen und komm zu mir und spring mit Freuden beim Tanzen. Das möchte ich dir bestens anraten, setz auf deinen Kopf einen Rosenkranz." 3. Das tantzen han ich verhaissen kain schappel getrag ich niemer me daz wil ich zwar an zweyfel laisten es tuo mir wol oder we Ich han die welt gewandelt vil und han sey gar wol gesehen und ist doch als ain narrenspil wil ich mit gantzer warhait iehen. ?Dem Tanzen habe ich abgeschworen, einen Blumenkranz trag ich niemals mehr. Dies werde ich wahrlich ohne Zweifel machen, ob es mir nun angenehm ist oder auch nicht. Ich bin in der Welt viel herumgekommen und habe sie ausgesprochen schön empfunden, aber doch ist sie ein Narrenspiel, das möchte ich in voller Wahrheit bestätigen." 4. Und hast du dann ain kutten gessen oder wilt du in ain closter varn du solt die sach vil anders messen und solt dich selber bas bewarn Sich mit willen an die weib tuo fröhleich gen mir lachen die sind der welt doch laid vertreib mainst du auss uns ain narren spil hie machen ?Ja hast du denn eine Kutte gegessen oder willst du in ein Kloster eintreten? Du mußt die Sache ganz anders beurteilen, und auf dich selbst besser aufpassen. Schau mit Interesse die Frauen an, lach mich fröhlich an, das vertreibt das Leid aus dieser Welt, während du glaubst, aus uns ein Narrenspiel zu machen." 5. Ich enwaiss nicht was ich machen wil die welt ist ain zergangkleich leben ewer antwurt der ist mir ze vil gott tuot die rechten gaben geben Die welt die geit nu triegen das mertail in allen landen mit laichen und mit liegen o pfuch der grossen schanden ?Ich weiß nicht, was ich machen werde, die Welt ist eine vergängliche Sache. Eure Antwort, die erscheint mir übertrieben. Gott allein schenkt die richtigen Gaben. Die Welt ist gierig nach Betrug, der Großteil in allen Ländern lebt mit Täuschen und Lügen. O pfui, dies große Schande!" 6. Ich gelaub du wellist werden wild wie hast du dich verkeret sich an ain liepleich weipleich bild ob sich dein froede meret Schlach trawren auss dem hertzen wer sol all sach bedenken tuo liepleich mit mir schertzen won unmuot das tuot krenken ?Ich glaube, du beabsichtigst verrückt zu werden, wie hast du dich verändert. Sieh an das liebliche, weibliche Bild, damit deine Freude größer wird. Wirf die Trauer aus dem Herzen. Wer alles bedenken muß, soll freundlich mit mir scherzen. Vorhandene, schlechte Laune macht krank." 7. Ir schlahent brey für gebratens dar und messentz mit der eln auss wend ir nicht sterbens nemen war da für ist nieman zwar behaus Ich han groß wunn und frod gesehen von weiben und von mannen und ist in kurtzer zeit beschehen mit sterben als zergangen "Ihr bietet Brei als Braten an und nehmt falsches Maß, wenn ihr nicht den Tod wahrnehmt, dort ist wahrlich für niemand ein Zuhause. Ich habe große Wonnen und Freuden gesehen bei Frauen und bei Männern, doch ist dies in kurzer Zeit vorbei, durch den Tod verflossen." 8. Du saist von alten meren da und wenst die welt die well zergan von wunder muost du werden gra du solt freyleich von den sorgen lan Du solt fröleich hie auff erden sein dir mag nicht anders werden mit frawen und mit tochterlein nicht sorg auff todes sterben ?Du erzählst alte Geschichten und meinst die Welt, die müsse untergehen Von Neugierde wirst du ergrauen. Du sollst unbefangen die Sorgen sein lassen. Du sollst fröhlich hier auf Erden sein, für dich wird sich nichts ändern Mit den Frauen und dem Töchterlein sorge dich nicht um den Tod." T: Hugo von Montfort (1357-5.4.1423) M: Burk Mangolt Handschrift 1414/15 (Fertigstellung), Heidelberg cpg 329 Der vorarlbergische Adelige Graf Hugo V. (VIII.) von Montfort-Bregenz machte in der Politik seiner unmittelbaren Heimat, der habsburgischen Schweiz und der Steiermark Karriere, weil er es verstand, seinen habsburgischen Herren erfolgreich zu dienen. In seinen Dichtungen zeigt sich Hugo immer wieder als Moralist, denn neben der Liebe macht er hauptsächlich Didaktisches und Religiöses zu seinem Thema. Die Trennung von Dichter und Komponist war in dieser Zeit einmalig. Dazu schrieb Hugo in einem seiner Lieder: ?Die weysen zu den lieden der han ich nicht gemachen, ich will euch nicht betriegen ... die weysen hat gemachet Burk Mangolt, unser treuer knecht." Dieser war natürlich kein Knecht im heutigen Sinn, sondern ein hoher Beamter unter Hugo von Montfort und mit den Bürgerrechten der Stadt Bregenz ausgestattet.